Utopia, 2013;

Die Verbindung von Sammeln und die Produktion von Kunst hat eine lange Tradition: Bereits die Ateliers der Künstler der Renaissance bargen Ansammlungen von Gegenständen, Abgüssen, Druckgrafiken, Kuriositäten aller Art, die bei Bedarf als Vorlagen dienen sollten. Elisabeth Schmirl (*1980) sammelt Bilder in digitaler Form, basierend auf intensiven Recherchen im Internet. Ihr Fokus richtet sich dabei nicht auf das Sammeln, sondern auf das Suchen. Der Fundus, den die Künstlerin filtert, mit Stichworten versieht und nach Kategorien wie Raum/Bühne, Maske, Gruppe, Männer, Frauen, u.a.m. gruppiert, ist eine Sammlung ohne Vollständigkeitsanspruch, ein gut gehütetes Gefüge und ein sehr persönliches Geflecht an Beziehungen, das wir über ihre Werke nur fragmentarisch kennenlernen und – gepaart mit Eindrücken aus unserem kollektiven Bildgedächtnis –  entschlüsseln.

Ihre Methode des Suchens nach digitalem Bildmaterial, des Durchforstens von Bildern nach Themen und Stichworten wandte sie auch in ihrer Auseinandersetzung mit der Sammlungsdatenbank des Museums an. Sie entschied sich eine Reihe von Werken zu zeigen, die ihren persönlichen Kategorien entsprechen und diese ergänzen. Gemeinsam mit den bereits vorhandenen digitalen Bildern aus dem Internet und ihrem eigenen, ausgeprägten Bildgedächtnis sind sie die Basis für neu entwickelte grafische Arbeiten, die in der Ausstellung zum ersten Mal zu sehen sind.

Die mehrteiligen Drucke sind Unikate, liegen ihnen doch bearbeitete Papierbögen als Druckplatten, welche im Werk gleich einer großen Kachelung deutlich sichtbar bleiben, zugrunde. Sie bearbeitet diese individuell mit der Walze und farbig abgemischtem Schwarz, das zum Teil die verwendeten Farbchangierungen durchschimmern läßt. Wie viele dieser Druckplatten auf einem Papierbogen vereint werden und wie dieser ausgerichtet ist, hängt jeweils vom Gesamtbild ab und entscheidet sie im Laufe der Vorarbeiten auf dem Computer sowie durch die Komposition des resultierenden Werkes aus hoch- oder querformatigen Papierblättern, die einzelne Bildelemente betonen und das Gesamtbild rhythmisieren. Inhaltlich fokussierte Elisabeth Schmirl auf ihre Schwerpunkte Porträt, die Gegenüberstellung von privatem und öffentlichem Raum, weibliche und männliche Gruppierungen sowie eine Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart. 

In dieser Serie werden Paten aus der Sammlung – Werke von Ernest James Bellocq,  Francisco José de Goya y Lucientes, David Hockney, Max Klinger, Karl Korab, Heinrich Kühn, Lothar Rübelt und Nikolaus Walter – in ein Beziehungsgeflecht eingebunden, das von den Betrachtern weitergesponnen werden kann. (Tina Teufel)