Is it Me? Am I the Drama? Jahresausstellung 2021
Eröffnung: Fr, 17.12.2021 | 19 Uhr 18.12.2021 - 06.02.2022
Der Titel „Is it Me? Am I the Drama?“ gibt der Diversität der unterschiedlichen künstlerischen Positionen einen narrativen und performativen Raum, um in vielfältiger Weise Themen der Gegenwart zu besprechen. In zahlreichen Tik Tok und Instagram Reels reüssiert derzeit das dem Titel entlehnte Audio-Zitat der us-amerikanischen Drag Queen Scarlet Envy, das aus dem Off Clips von Personen und Haustieren ironisch kommentiert. Die Handlungspraxis, eine multiple Fremd- und Selbstbildkonstruktion mit einer queeren Identität zu überschreiben, unterstützt die Lesbarkeit der Ausstellung, um die Diversität aller möglichen Ansatzpunkte zu öffnen und im Sinne der Vielfalt keine trennbaren Unterschiede mehr zu setzen.
Die Jahresausstellung wird wieder, wie die letzten Jahre, eine Verkaufsausstellung sein.
Künstler_innen: Motahar Amiri, Alpine Gothic, ARTgenossen, Julia Brennacher, Jari Genser, Johannes Gierlinger, Lisa Großkopf, Gunda Gruber, Elisabeth Grübl, Katharina Gruzei, Tina Hainschwang, Isabella Heigl, Eginhartz Kanter, Margareta Klose, Sigrid Langrehr, Christiane Peschek, Nicole Prutsch, Beate Ronacher, Elisabeth Schmirl, Manuel Tozzi, Micha Wille, Julia Zöhrer
Kuratorin: Karin Pernegger
Eröffnung: Fr, 17.12.2021 | 19 Uhr
Mit dieser gedoppelten Ausstellung an zwei benachbarten Standorten feiern die Stadtgalerie Lehen und der FOTOHOF gemeinsam das 40-jährige Bestehen dieser bedeutsamen Einrichtung für
zeitgenössische Fotokunst. In der Stadtgalerie Lehen fällt der Blick auf künstlerische Positionen aus über vierzig Jahren Ausstellungsgeschichte, projiziert auf fünf großformatige
Leinwände.
Eröffnung: Samstag, 20. November 2021, 16 bis 20 Uhr
Ausstellung: 20.11.2021 bis 20.01.2022
FOTOHOF / Stadtgalerie Lehen, Inge-Morath-Platz, 5020 Salzburg
With this double exhibition at two neighboring locations, the Stadtgalerie Lehen and the FOTOHOF are celebrating the 40th anniversary of this important institution for contemporary photography. In the Stadtgalerie Lehen, the gaze falls on artistic positions from over forty years of exhibition history, projected onto five large-format canvases.
Opening: Saturday, November 20, 2021, 4 to 8 p.m.
Exhibition: Nov. 20, 2021 to Jan. 20, 2022
FOTOHOF / Stadtgalerie Lehen, Inge-Morath-Platz, 5020 Salzburg
Sharing Water is an Exhibition and Workshop Projekt initiated by Swiss photographer Regina Hügli. She is fascinated both by water as a concrete matter, with its physical qualities and behaviour, and water, flow and circuits as metaphors for processes of consiousness and memory. On this, Regina Hügli has curated two interdisciplinary group-exhibitions and workshops (Reservoir, Rising-up-Flowing-down), and published a book containing scientific and artistic approaches on water and memory. Sharing Water is her third and latest project on water, interdisciplinary again, but shifting the focus to a highly investigative and controversial approach.
By invitation from Regina, Elisabeth Schmirl contributes three large works from her Series “Vanishing Point” to be shown in the Sharing Water project. In her works of diazotypes showing the ephemeral beauty of clouds, she works with images of weather phenomena taken from digital archives.
Artists taking part in the project are: Stefan Fraunberger, Anne Glassner, Klara Hobza, Barbara Anna Husar, Elisabeth Schmirl and Nieves Widauer.
September/October 2021
Town Museum Králíky, CZ
Opening: September 2nd 2021
19./20. November 2021
Gdansk, PL
Futurological Congress
Gdańsk 2080. Kongres Futurologiczny
December 2021 – October 2022
Talmuseum Ursern, Andermatt, CH
Opening: December 22nd 2021
December 2022 – February 2023
Sala Segantini, Savognin, CH
Pop-Up Presentation
House of Switzerland in Multilateral Vienna (A), OSZE
Opening: 9. Juli 2021, 11.00 a.m. (Soft Opening, Zoom-Event)
Dauer: 9. – 30. Juli 2021
DIE GRUENE DIELE Marcel Götz - Stefan Heizinger - Elisabeth Schmirl
Experience, Explore, Develop!
Eröffnung: Sa. 24.07.2021 um 18 Uhr
24.07.2021 – 07.08.2021
Geöffnet Mi. bis Fr. 18 - 22 Uhr
NEULAND - Projektraum
ROTTSTR.15
44793 BOCHUM
Aus der Reihe: Elements of Uprising: Be You, not Them. / 2021 /Cyanotypie / Unikat / je 80x120cm
"I want people, when they realize, they have been wront about the world, to feel not embarassment, but that childlike sense of wonder, inspriation and curiosity that I remember from the circus, and that I still get every time I discover I have been wrong. Wow, ist that even possible?" Hans Rosling, Factfulness
Aus der Reihe: Elements of Uprising: Be You, not Them. / 2021 /Cyanotypie / Unikat / je 80x120cm
"We must not cease from exploration. And the end of all our exploring will be to arrive where we began and know the place for the first time." T.S. Elliot
NOpening: 1. März, 11-19 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. April - 12. Juni 2021
Die Ausstellung während der Laufzeit entsprechend den Covid-Regeln besichtigt werden. Bitte hierzu um Kontaktaufnahme mit der Galerie oder der
Künstlerin.
Weiter zu den Arbeiten
Galerie Sophia Vonier
Wiener-Philharmoniker-Gasse 3
A-5020 Salzburg
www.galerievonier.com
VOID VOLUME - Elisabeth Schmirl
traum vom luft in der luft sein“¹ Im Seil- und Turmspringen trifft das Abwägen der aktuellen Verhältnisse auf die konkrete Planung. Gilt dies hier für den Sprung, könnte man es ebenso als politische Metapher lesen. Wo in Elfriede Gerstls eingangs zitierter Zeile der Wunsch nach Auflösung laut wird, sind es bei Elisabeth Schmirl konkrete Körper, die in dieser Spannung existieren.
„Was sind die Wolken?“² , fragt die Marionette Othello eine andere in Pasolinis gleichnamigen Kurzfilm, während sie in den Himmel blicken – und bekommt keine Antwort. Weil Worte nicht das fassen können, was ist. Der philosophische Konflikt ergibt sich im Film mitunter aus dem Klassen- und Wissensunterschied zwischen proletarischem Publikum des Marionettentheaters und dem künstlerischen Anspruch. Was hier ausgehend von der Differenz im sozialen Status thematisiert wird, verlagert sich heute auf eine ökonomische Ebene. Elisabeth Schmirls Arbeiten verweisen mit der Verwendung einer historischen Fotografie auf dem Zusammenhang zwischen Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen der sogenannten „Hoovervilles“, Elendsvierteln in den USA, und damit auf die enge Verbindung von Ökonomie und Lebensumständen. Die Börsenspekulation als fehlgeschlagene Berechnung wirtschaftlicher Entwicklungen manifestierte sich in diesen Gebäuden. Sind solche unvorhersehbaren Auswirkungen heute allgegenwärtig, bleibt doch die Grundannahme der rationalen Berechenbarkeit der Zukunft bestehen. Elisabeth Schmirl greift mit der Diazotypie für ihre Arbeiten eine bis in die 1990er stark verbreitete Technik zum Kopieren von Grundrissen und Bauplänen auf und kehrt dadurch die Idee der Planbarkeit in ihr Gegenteil: nicht die Präzision und die Maßstabstreue interessieren sie, sondern das Ungewisse dieser Technik, das sich aus der UV-Empfindlichkeit des Materials ergibt. Wolken, Nebel oder Rauch stellen das bildliche Pendant zu dieser Technik dar. Stärker noch als in der Frage Othellos werden diese Elemente fragwürdig: als Verschleiern des Bildes, als Offenheit, als Leerstelle, als Spur.
„A new morning – the weather‘s changing”³ Diffus stellt sich eine weitere Frage: Warum sind es stets Frauen, die die Wetterballons halten? Dieses Sujet, das mehrfach in Elisabeth Schmirls Arbeiten auftaucht, war aktuell auch im Alltag wieder öfter zu sehen. Die mittlerweile standardmäßig durch den Flugverkehr gelieferten Wetterdaten wurden während der Pandemie weniger, weshalb Wetterballons für Messungen häufiger zum Einsatz kamen. Gerade jetzt diese Objekte zu zeigen und die Aufgabe der Zukunftsvorhersage in die Hände von Frauen zu legen, wirkt wie eine Ermächtigung. Ist doch klischeehaft, trotz aller entgegengesetzten Bemühungen, das Rationale und Berechenbare in Richtung des männlichen Pols gerückt, während dem Femininen Mystik, Magie und Unvernunft zugeschrieben werden. Der stärkste Verweis darauf liegt in den verbundenen Augen einer der Figuren. Gleichzeitig trifft dies aber auf die besondere Klarsicht des Orakels zu, welches gerade durch Blindheit das Irrationale mit der sich erfüllenden Voraussicht verbindet. Die Frauen mit Wetterballons, wie schon die Wolken, schlagen eine Brücke zwischen scheinbaren Gegensätzen; machen das vorgeblich Rationale unklarer und das Unvorhersehbare zum Teil unserer Welt.
„Die Spur ist die Gegenwart dessen, was eigentlich niemals da war, dessen was immer vergangen ist.“⁴ Architekturen als Spuren menschlicher Entscheidungen verkörpern die zerstörerische Kraft des Rationalen ebenso wie den Glauben an die Planbarkeit und Spekulation mit der Zukunft. In Elisabeth Schmirls Arbeiten werden sie verschleiert und unklar, Wolken, Staub und Nebel, welche als eine nicht nachvollziehbare Spur dieses Gefüge einer erklärbaren und berechenbaren Welt stören. Die Vorhersage des Wetters, die Planung eines Sprungs sind demgegenüber Metaphern der Leichtigkeit, die die Ungewissheit des Planens wie auch die Offenheit von Spuren, alles zu sein und immer neu gedeutet zu werden, in sich tragen. Der Sprung, der Wetterballon, Wolken – sie alle weisen in Richtung eines utopischen Denkens, in das sich stets die konkreten Spuren unseres Handelns einschreiben.
Text: Maximilian Lehner
1 Elfriede Gerstl: "traum vom luft in der luft sein", 11.3.2009; in: "lebenszeichen", Graz 2009, S. 182.
2 Pier Paolo Pasolini: "Che cosa sono le nuvole", 1968 (Eine Episode aus "Capriccio all’italiana", produziert von Dino de Laurentiis).
3 The (International) Noise Conspiracy: "A New Morning, Changing Weather", 2001.
4 Emmanuel Lévinas: "Die Spur des Anderen", Freiburg 1983/2007, S. 233.
Art.Albina Kunstpreis
Gemeindezentrum Oberalm
Halleiner Landesstraße 51, 5411 Oberalm
www.kultur-werkstatt.at
Eröffnung: Freitag, 17. Juli 2020, 17-20 Uhr
Ausstellungsdauer: 20. Juli bis 11. September 2020
Aus der Reihe „Protestors - We must always take sides - The element of Uprising“, Cyanotypie, 70 x 50 cm, 2019, gerahmt;
Is it Me? Am I the Drama? Jahresausstellung 2021
Eröffnung: Fr, 17.12.2021 | 19 Uhr 18.12.2021 - 06.02.2022
Der Titel „Is it Me? Am I the Drama?“ gibt der Diversität der unterschiedlichen künstlerischen Positionen einen narrativen und performativen Raum, um in vielfältiger Weise Themen der Gegenwart zu besprechen. In zahlreichen Tik Tok und Instagram Reels reüssiert derzeit das dem Titel entlehnte Audio-Zitat der us-amerikanischen Drag Queen Scarlet Envy, das aus dem Off Clips von Personen und Haustieren ironisch kommentiert. Die Handlungspraxis, eine multiple Fremd- und Selbstbildkonstruktion mit einer queeren Identität zu überschreiben, unterstützt die Lesbarkeit der Ausstellung, um die Diversität aller möglichen Ansatzpunkte zu öffnen und im Sinne der Vielfalt keine trennbaren Unterschiede mehr zu setzen.
Die Jahresausstellung wird wieder, wie die letzten Jahre, eine Verkaufsausstellung sein.
Künstler_innen: Motahar Amiri, Alpine Gothic, ARTgenossen, Julia Brennacher, Jari Genser, Johannes Gierlinger, Lisa Großkopf, Gunda Gruber, Elisabeth Grübl, Katharina Gruzei, Tina Hainschwang, Isabella Heigl, Eginhartz Kanter, Margareta Klose, Sigrid Langrehr, Christiane Peschek, Nicole Prutsch, Beate Ronacher, Elisabeth Schmirl, Manuel Tozzi, Micha Wille, Julia Zöhrer
Kuratorin: Karin Pernegger
Eröffnung: Fr, 17.12.2021 | 19 Uhr
Mit dieser gedoppelten Ausstellung an zwei benachbarten Standorten feiern die Stadtgalerie Lehen und der FOTOHOF gemeinsam das 40-jährige Bestehen dieser bedeutsamen Einrichtung für
zeitgenössische Fotokunst. In der Stadtgalerie Lehen fällt der Blick auf künstlerische Positionen aus über vierzig Jahren Ausstellungsgeschichte, projiziert auf fünf großformatige
Leinwände.
Eröffnung: Samstag, 20. November 2021, 16 bis 20 Uhr
Ausstellung: 20.11.2021 bis 20.01.2022
FOTOHOF / Stadtgalerie Lehen, Inge-Morath-Platz, 5020 Salzburg
With this double exhibition at two neighboring locations, the Stadtgalerie Lehen and the FOTOHOF are celebrating the 40th anniversary of this important institution for contemporary photography. In the Stadtgalerie Lehen, the gaze falls on artistic positions from over forty years of exhibition history, projected onto five large-format canvases.
Opening: Saturday, November 20, 2021, 4 to 8 p.m.
Exhibition: Nov. 20, 2021 to Jan. 20, 2022
FOTOHOF / Stadtgalerie Lehen, Inge-Morath-Platz, 5020 Salzburg
Sharing Water is an Exhibition and Workshop Projekt initiated by Swiss photographer Regina Hügli. She is fascinated both by water as a concrete matter, with its physical qualities and behaviour, and water, flow and circuits as metaphors for processes of consiousness and memory. On this, Regina Hügli has curated two interdisciplinary group-exhibitions and workshops (Reservoir, Rising-up-Flowing-down), and published a book containing scientific and artistic approaches on water and memory. Sharing Water is her third and latest project on water, interdisciplinary again, but shifting the focus to a highly investigative and controversial approach.
By invitation from Regina, Elisabeth Schmirl contributes three large works from her Series “Vanishing Point” to be shown in the Sharing Water project. In her works of diazotypes showing the ephemeral beauty of clouds, she works with images of weather phenomena taken from digital archives.
Artists taking part in the project are: Stefan Fraunberger, Anne Glassner, Klara Hobza, Barbara Anna Husar, Elisabeth Schmirl and Nieves Widauer.
September/October 2021
Town Museum Králíky, CZ
Opening: September 2nd 2021
19./20. November 2021
Gdansk, PL
Futurological Congress
Gdańsk 2080. Kongres Futurologiczny
December 2021 – October 2022
Talmuseum Ursern, Andermatt, CH
Opening: December 22nd 2021
December 2022 – February 2023
Sala Segantini, Savognin, CH
Pop-Up Presentation
House of Switzerland in Multilateral Vienna (A), OSZE
Opening: 9. Juli 2021, 11.00 a.m. (Soft Opening, Zoom-Event)
Dauer: 9. – 30. Juli 2021
DIE GRUENE DIELE Marcel Götz - Stefan Heizinger - Elisabeth Schmirl
Experience, Explore, Develop!
Eröffnung: Sa. 24.07.2021 um 18 Uhr
24.07.2021 – 07.08.2021
Geöffnet Mi. bis Fr. 18 - 22 Uhr
NEULAND - Projektraum
ROTTSTR.15
44793 BOCHUM
Aus der Reihe: Elements of Uprising: Be You, not Them. / 2021 /Cyanotypie / Unikat / je 80x120cm
"I want people, when they realize, they have been wront about the world, to feel not embarassment, but that childlike sense of wonder, inspriation and curiosity that I remember from the circus, and that I still get every time I discover I have been wrong. Wow, ist that even possible?" Hans Rosling, Factfulness
Aus der Reihe: Elements of Uprising: Be You, not Them. / 2021 /Cyanotypie / Unikat / je 80x120cm
"We must not cease from exploration. And the end of all our exploring will be to arrive where we began and know the place for the first time." T.S. Elliot
NOpening: 1. März, 11-19 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. April - 12. Juni 2021
Die Ausstellung während der Laufzeit entsprechend den Covid-Regeln besichtigt werden. Bitte hierzu um Kontaktaufnahme mit der Galerie oder der
Künstlerin.
Weiter zu den Arbeiten
Galerie Sophia Vonier
Wiener-Philharmoniker-Gasse 3
A-5020 Salzburg
www.galerievonier.com
VOID VOLUME - Elisabeth Schmirl
traum vom luft in der luft sein“¹ Im Seil- und Turmspringen trifft das Abwägen der aktuellen Verhältnisse auf die konkrete Planung. Gilt dies hier für den Sprung, könnte man es ebenso als politische Metapher lesen. Wo in Elfriede Gerstls eingangs zitierter Zeile der Wunsch nach Auflösung laut wird, sind es bei Elisabeth Schmirl konkrete Körper, die in dieser Spannung existieren.
„Was sind die Wolken?“² , fragt die Marionette Othello eine andere in Pasolinis gleichnamigen Kurzfilm, während sie in den Himmel blicken – und bekommt keine Antwort. Weil Worte nicht das fassen können, was ist. Der philosophische Konflikt ergibt sich im Film mitunter aus dem Klassen- und Wissensunterschied zwischen proletarischem Publikum des Marionettentheaters und dem künstlerischen Anspruch. Was hier ausgehend von der Differenz im sozialen Status thematisiert wird, verlagert sich heute auf eine ökonomische Ebene. Elisabeth Schmirls Arbeiten verweisen mit der Verwendung einer historischen Fotografie auf dem Zusammenhang zwischen Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen der sogenannten „Hoovervilles“, Elendsvierteln in den USA, und damit auf die enge Verbindung von Ökonomie und Lebensumständen. Die Börsenspekulation als fehlgeschlagene Berechnung wirtschaftlicher Entwicklungen manifestierte sich in diesen Gebäuden. Sind solche unvorhersehbaren Auswirkungen heute allgegenwärtig, bleibt doch die Grundannahme der rationalen Berechenbarkeit der Zukunft bestehen. Elisabeth Schmirl greift mit der Diazotypie für ihre Arbeiten eine bis in die 1990er stark verbreitete Technik zum Kopieren von Grundrissen und Bauplänen auf und kehrt dadurch die Idee der Planbarkeit in ihr Gegenteil: nicht die Präzision und die Maßstabstreue interessieren sie, sondern das Ungewisse dieser Technik, das sich aus der UV-Empfindlichkeit des Materials ergibt. Wolken, Nebel oder Rauch stellen das bildliche Pendant zu dieser Technik dar. Stärker noch als in der Frage Othellos werden diese Elemente fragwürdig: als Verschleiern des Bildes, als Offenheit, als Leerstelle, als Spur.
„A new morning – the weather‘s changing”³ Diffus stellt sich eine weitere Frage: Warum sind es stets Frauen, die die Wetterballons halten? Dieses Sujet, das mehrfach in Elisabeth Schmirls Arbeiten auftaucht, war aktuell auch im Alltag wieder öfter zu sehen. Die mittlerweile standardmäßig durch den Flugverkehr gelieferten Wetterdaten wurden während der Pandemie weniger, weshalb Wetterballons für Messungen häufiger zum Einsatz kamen. Gerade jetzt diese Objekte zu zeigen und die Aufgabe der Zukunftsvorhersage in die Hände von Frauen zu legen, wirkt wie eine Ermächtigung. Ist doch klischeehaft, trotz aller entgegengesetzten Bemühungen, das Rationale und Berechenbare in Richtung des männlichen Pols gerückt, während dem Femininen Mystik, Magie und Unvernunft zugeschrieben werden. Der stärkste Verweis darauf liegt in den verbundenen Augen einer der Figuren. Gleichzeitig trifft dies aber auf die besondere Klarsicht des Orakels zu, welches gerade durch Blindheit das Irrationale mit der sich erfüllenden Voraussicht verbindet. Die Frauen mit Wetterballons, wie schon die Wolken, schlagen eine Brücke zwischen scheinbaren Gegensätzen; machen das vorgeblich Rationale unklarer und das Unvorhersehbare zum Teil unserer Welt.
„Die Spur ist die Gegenwart dessen, was eigentlich niemals da war, dessen was immer vergangen ist.“⁴ Architekturen als Spuren menschlicher Entscheidungen verkörpern die zerstörerische Kraft des Rationalen ebenso wie den Glauben an die Planbarkeit und Spekulation mit der Zukunft. In Elisabeth Schmirls Arbeiten werden sie verschleiert und unklar, Wolken, Staub und Nebel, welche als eine nicht nachvollziehbare Spur dieses Gefüge einer erklärbaren und berechenbaren Welt stören. Die Vorhersage des Wetters, die Planung eines Sprungs sind demgegenüber Metaphern der Leichtigkeit, die die Ungewissheit des Planens wie auch die Offenheit von Spuren, alles zu sein und immer neu gedeutet zu werden, in sich tragen. Der Sprung, der Wetterballon, Wolken – sie alle weisen in Richtung eines utopischen Denkens, in das sich stets die konkreten Spuren unseres Handelns einschreiben.
Text: Maximilian Lehner
1 Elfriede Gerstl: "traum vom luft in der luft sein", 11.3.2009; in: "lebenszeichen", Graz 2009, S. 182.
2 Pier Paolo Pasolini: "Che cosa sono le nuvole", 1968 (Eine Episode aus "Capriccio all’italiana", produziert von Dino de Laurentiis).
3 The (International) Noise Conspiracy: "A New Morning, Changing Weather", 2001.
4 Emmanuel Lévinas: "Die Spur des Anderen", Freiburg 1983/2007, S. 233.
Art.Albina Kunstpreis
Gemeindezentrum Oberalm
Halleiner Landesstraße 51, 5411 Oberalm
www.kultur-werkstatt.at
Eröffnung: Freitag, 17. Juli 2020, 17-20 Uhr
Ausstellungsdauer: 20. Juli bis 11. September 2020
Aus der Reihe „Protestors - We must always take sides - The element of Uprising“, Cyanotypie, 70 x 50 cm, 2019, gerahmt;
Elisabeth Schmirl, The day my House burned down. 2016
Dreamin' Again, Elisabeth Schmirl, Farbe auf Büttenpapier, 8 Teilig, 2016;